Kurz vor sieben Uhr am 24. März: Jetzt wird Fett verbrannt. Der Frühjahrs-Fatburner – eine etablierte Institution der DAV-Sektion Mannheim – packt drei Tage jeweils 30 Kilometer auf die Waden der Teilnehmer. Kein Problem für unsere dynamische Gruppe aus 13 Leuten. Trotz ÖPNV-Streiks schaffen es alle zum Treffpunkt. Die Zahl 13 bringt schließlich Glück … oder?
In Wissembourg (FR) stapfen wir los. Cäcilie voraus mit scharfem Orientierungssinn und federleichten Füßen, elf gestiefelten Leuten im Schlepptau und Günter als Schlusslicht damit niemand verloren geht. Training des heutigen Tages ist das routinierte An- und Ausziehen der Regenklamotten. Mit munterem Wechsel zwischen Regen und Sonne im 15-Minuten-Takt funktioniert das bei allen im Nu in Rekordgeschwindigkeit. Zum Glück regnet es wenigstens einmal eine Stunde durch. So können wir uns kurz vom Umziehen erholen. An Fatburnern perlt das Wasser bekanntlich herab wie von Lotusblüten, daher steigt die Moral exponentiell mit nassem Wetter. Apropos steigen: Heute steigen wir 1100 HM! Cäcilies heimliche Superkraft ist Höhenmeter finden und so findet sie sogar in der Pfalz über tausend pro Wandertag. Etwa 10 Kilometer dauern die letzten 3,4 Kilometer, die frequent auf unserem Weg ausgeschildert sind. Unser Ziel „Fischbach de Janeiro“ ist an der großen weißen Madonna schon aus der Ferne erkennbar. Wir kehren in das Gasthaus „Tausendschön“ ein, wo wir tausend schöne Kunstwerke der Inhaber entdecken. Besonders beliebt bei den Künstlern: Die Assemblage. Insbesondere Zusammenstellungen aus Gegenständen der frühen 90er-Jahre bringen uns fortlaufend ins Staunen. Zwischen Kunst und üblichem Treiben in ländlichen Gaststätten verbringen wir einen gemütlichen Abend mit leckerem Essen und schönen Gesprächen.
25.03.2023
Das reichhaltige und absolut köstliche Frühstück füllt das gestern verlorene Fett glücklicherweise rasch wieder auf. An der weißen Madonna entsteht unser erstes Gruppenfoto. Die Lamas auf der Weide schmunzeln über unsere Regenklamotte. Nun geht das An- und Ausziehen wieder los, aber wir sind ja nun schon Experten und erledigen das im Handumdrehen. Viele Stunden wandern wir zwischen Sonne, Wind, Hagel und Regen weiter den deutsch-französischen Burgenweg entlang über zerfallene Ruinen, hübsche Burgen, durch schöne Wälder mit pittoresken Felsen. Cäcilie findet heute sogar 1300 Höhenmeter! Dank ihr haben wir dadurch häufig eine nette Aussicht über den Pfälzerwald. Die Themen der Gruppe schwanken zwischen den üblichen Wander- und Outdoorberichten, rührenden Gesprächen, einsamem Schwelgen, geplanten Revolutionen (im Zentral-Komitee werden noch Leute gesucht!), Unfug und Quatsch. Schleichend machen sich diverse Körperteile bemerkbar. Zehen, Knie und Füße bitten um Aufmerksamkeit und werden weitestgehend auf übermorgen vertröstet. Wenn die wüssten … Die Stimmung in der Gruppe bleibt jedoch ungetrübt und fröhlich. Günter beweist heute besonders häufig seine telepathischen Kräfte und beamt sich an überraschende Positionen. Heute kehren wir im Gasthaus Krone in Bundenthal ein. Im Gegensatz zu uns duftet das Gasthaus blumig und ist sauber und schick. Das Essen ist hier wirklich besonders lecker! Wie Könige in modernen Funktionsklamotten haben wir gespeist. Lange Party ist jedoch nicht, denn wir haben inzwischen 60 Kilometer auf dem Buckel und gehen alle früh schlafen.
26.03.2023
Nach grandiosem Frühstück mit geleckten Wunden und hie und da ein Tape um bestimmte Gelenke, macht sich die nun schon merklich unfettigere Gruppe auf den Weg, die letzten 30 Kilometer zu bestreiten. Wir wandern nun glücklicherweise kontinuierlich durch den Regen, so dass wir unsere Wechsel-Expertise einige Stunden mental verinnerlichen können. Das Dahner Felsenland hat zahlreiche Felsformationen in petto, die sich malerisch an unserem Wanderpfad entlangschlängeln. Mittags erreichen wir wieder trocken den Ort Dahn und dürfen wieder schöne Aussichten genießen. Der Jungfernsprung ist eine der Attraktionen des heutigen Tages. Hier hatte sich eine Frau der Sage nach einen Felsen hinabgestürzt, um einem Jäger zu entkommen. Wir glauben der Variation, sie habe überlebt und erfreuen uns ihr als feministisches Symbol des 16. Jahrhunderts. Heute sprudelt eine Quelle an der Stelle, an der ihr Fuß auftrat. Allmählich werden die Beschwerden unterhalb der Hüfte stärker und wir sehnen uns dem Ziel entgegen. Die letzten zehn Kilometer führen uns durch relativ ebene Wälder, bis wir nachmittags Hauenstein, unser Tagesziel erreichen. Die Zahl 13 sorgt nun doch noch dafür, dass sich die Mitarbeiter der ÖPNV etwas früher zum Streiken entscheiden. Die Erleichterung, anzukommen mischt sich rasch mit den Sorgen, hier gar nicht mehr wegzukommen. Unsere Gruppe teilt sich in verschiedene kleine Fahrgemeinschaften, von denen ein Fünfergespann übrig bleibt, das kreative Wege finden muss, bis es gegen 21 Uhr wieder in Mannheim ankommt. Drei watscheln, Zweien ist die Strecke gar nicht anzumerken. Wer das ist, dürft ihr beim nächsten Frühjahrs-Fatburner selbst rausfinden.
Anne